„Oh Gott, der hat sich von Lara getrennt“, war der erste Gedanke, als mein vom obligatorischen Regen vollkommen durchnässter Bruder vor circa einem halben Jahr überraschend vor meiner Tür stand.
War er auch sonst immer der Mustermann der Familie, der allen mit seinem perfekten Leben, seiner schier unendlichen Kraft und seinem Tatendrang imponieren konnte – heute sah er aus wie ein geprügelter Hund.
[statistik ueberschrift=“Konfliktpotential:“]Bei einer Umfrage kam heraus, dass die „Karriere der Frau“ die meisten Konflikte zwischen Männern und Frauen hervorruft. (Quelle: Statista / IfD Allensbach)[/statistik]Als fürsorglicher älterer Bruder reichte ich ihm ein Bier. Aber erst eine Viertelstunde später konnte ich ihn dazu animieren, überhaupt den Mund aufzutun.
Zögerlich rückte er mit der Sprache heraus: Seine Ehefrau Lara hatte in letzter Zeit unglaubliches Glück gehabt. Ihre Zwillinge waren vorletztes Jahr eingeschult worden und Lara war daraufhin die Decke auf den Kopf gefallen.
Daher hatte sie sich wieder nach einem Job umgesehen und war bei ihrer ersten Bewerbung prompt in einem Großkonzern als Sekretärin in der Manageretage angenommen worden. Monatliches Nettogehalt: um die 4.000 Euro.
Mir klappte die Kinnlade herunter, fand aber schnell die Fassung wieder. „Und wo ist der Haken? Muss sie in Unterwäsche tippen, oder was?“
Nein, alles sei perfekt, antwortete mir mein Bruder und ließ seinen Kopf noch etwas tiefer hängen.
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